In
die Edition aufgenommen wurde die gesamte bekannte eigenhändige Überlieferung
an Diarien bzw. Tagzetteln Ernst Adalbert von Harrachs ohne Kürzungen.
Bis auf ein Stück befindet sie sich ausschließlich im Familienarchiv Harrach,
das als Depositum im Österreichischen Staatsarchiv, Abt. Allgemeines Verwaltungsarchiv,
lagert. Der Jahrgang 1632 ist im Tschechischen Nationalarchiv Prag (Signatur
B 77/38) überliefert. Ergänzende eigenhändige Überlieferungen von Tagzetteln
des Kardinals in anderen Archiven konnten bislang nicht festgestellt werden.
Die Gesamtüberlieferung teilt sich in zwei große Komplexe von deutsch bzw. italienisch geschriebenen Texten. In ihrer äußeren Erscheinungsform dokumentieren diese nicht nur verschiedene Entwicklungsstadien, sondern die Überlieferung unterscheidet sich auch in formaler Hinsicht erheblich. Die italienischen Texte sind in den dreißiger Jahren zunächst eher knapp gefasste Einträge in Sammelhandschriften, die beispielsweise auch Notizen zu Finanzgeschäften des Kardinals enthalten. Diesen Bänden folgen in den vierziger Jahren weitere Jahrgänge mit umfangreichen Tageseinträgen, zum Teil schon in kleinen Jahresbändchen. Einige Jahrgänge aus den sechziger Jahren sind in Schreibkalendern überliefert. Die in diesen Bänden festgehaltenen Tagesnotizen stellen Diarien dar, aus denen möglicherweise zeitweise auch italienische Tagzettel abgeleitet wurden. Von diesen ist jedoch bislang kein versendetes Exemplar aufgefunden worden. Die Überlieferung der deutschen Texte dagegen besteht je etwa zu Hälfte aus Tagzetteln auf losen Blättern und aus in drei Quartbände geschriebenen Notizen. Nach der Neuordnung des Familienarchivs Harrach im 19. Jahrhundert durch Ferdinand Menčík sind erstere, die auf ein oder mehrere, in der Mitte gefaltete Blätter geschriebenen Tagzettel, zum größeren Teil der Korrespondenz des Kardinals mit seinem Bruder Franz Albrecht von Harrach zugeordnet. Nur in den ersten Jahrgängen (1637 bis 1641) dürfte dies jedoch weitgehend der tatsächlichen Überlieferungssituation entsprechen. Für die Jahrgänge 1644 bis 1655 hat dagegen vermutlich Menčik Texte, die der Kardinal eigenhändig mit „tagzettel mio“ und dem Absendedatum gekennzeichnet hat, chronologisch in die an Franz Albrecht gerichtete Korrespondenz des Kardinals eingeordnet, da er seiner Ordnung der Personenakten das Pertinenzprinzip zugrunde legte. Unter anderem lassen Anmerkungen über die Zuordnung einzelner Textteile an verschiedene Adressaten ebenso wie die häufig vorkommende Notiz „tagzettel mio“ vermuten, dass es sich bei diesen Tagzetteln in der Korrespondenz eigentlich nicht um die Exemplare für Franz Albrecht, sondern um den Urtext der dann als Abschrift ausgehenden Mitteilungen handelt. Sicher ist das für die Jahrgänge nach 1656, die in zwei umfangreichen Foliobänden kompiliert überliefert sind. Basis der vorliegenden Edition sind damit zum überwiegenden Teil die von Ernst Adalbert von Harrach selbst verfassten Tagebücher bzw. Vorlagen für Tagzettel. Ein Unterschied ist allerdings für die deutschen Jahrgänge 1666 und 1667 festzuhalten: Zwar wird die hier aufgenommene Überlieferung vom Verfasser selbst auch als „Tagzettel“ bezeichnet. Die eigenhändigen Texte sind jedoch nicht so klar strukturiert wie in den Jahren seit 1644. Vielmehr stellen sie eine Mischform zwischen Brief und Tagzettel dar. Für beide Jahre sind zunächst „normale“ Briefe und einige abschriftliche Tagzettel erhalten. In beiden Fällen ändert sich jedoch der Charakter der an Ferdinand Bonaventura von Harrach, den Neffen des Kardinals, gerichteten Briefe im Laufe des Jahres. Sie beginnen zwar weiter mit einer Anrede und enden – wie viele der ersten deutschen Tagzettel der Jahre 1638 und 1639 – mit einer Grußformel. Der Text selbst wird aber durch Datums- und Ortsangaben auf dem linken Seitenrand in Tagesabschnitte gegliedert. Aufgrund dieser inhaltlichen und formalen Charakteristik wurde entschieden, auch diese Tagzettel im Volltext in die vorliegende Edition aufzunehmen, um ihren zusätzlichen Informationsgehalt nutzbar zu machen. |